Gestern Abend war das Fernsehprogramm unfreiwillig sehr pointiert. Erst lief auf arte „Robin Hood, König der Vagabunden“ mit Errol Flynn von 1938 und anschließend, mit leichter Ãœberschneidung, „Batman Begins“ aus dem Jahre 2005 im ZDF. So direkt hintereinander gesehen fällt ins Auge, daß es es sich um zwei Variationen derselben Geschichte handelt. Die Geschichte des einsamen Retters gegen Ungerechtigkeit und Verrat. Ein Held aus gutem Hause, hier Adel, dort Industriellen-Dynastie, der alleinige Erbe des Hauses, also quasi-feudal.
Keiner der Helden will das System umstürzen. Im Gegenteil, beide Helden, die uns als gerechte Rebellen vorgestellt werden, kämpfen für den Bestand des Systems, als deren Schutzmechanismen versagen. Keiner der Helden analysiert die Mißstände, gegen die er kämpft, als Systembedingt. Bekämpft werden illegale Methoden, die die Machtverhältnisse verändern und den Status Quo gefährden können.
Das Ganze wird erzählt als ein Psychodrama, die Entwicklungsgeschichte eines Helden. Eine bürgerliche Art, Geschichten zu erzählen, denn in der bürgerlichen Gesellschaft geht es um die Entwicklung des Individuums. Errol Flynn macht zwar eher den Eindruck, von Beginn des Filmes bereits innerlich vollendet zu sein und genau zu wissen, was er will, das liegt ganz auf der Linie des für Pfadfinderlager geeigneten Erzählniveaus der männerbündischen Abenteuergesellschaft, in der sich Robin befindet. Seine Entwicklung wird dem was wir sehen, vorangestellt, nur der von ihm Geliebten zeigt er, was ihn zu dem machte, was er ist.
Und eine Liebesgeschichte kiregen wir also dazu, alles andere wäre undenkbar, die Frauen müssen ja schließlich auch ins Kino. Und damit wir normale Menschen uns nicht total verloren vorkommen bei soviel standesgemäßer Vollkommenheit läuft auch noch ein Normalo mit, der als Assistent entscheidend zum Erfolg der Unternehmung beiträgt. Bei Robin ist´s Bruder Tuck, der den Attentäter beseitigt, der König Richard umbringen soll, in Gotham darf ein Polizeiinspektor Batman´s Auto fahren und die Pfeiler einer Hochbahn damit sprengen, die die Terroristen und ihre Waffe ins Zentrum der Stadt bringen soll.
Von der Stringenz, mit der Hollywood seine Erzählschemata beibehält, habe ich zwar schon oft gehört, aber so direkt nacheinander erlebt wird es plötzlich fühlbar und ich ahne, welche Macht in diesen unterschwellig affirmativen Erzählstrategien steckt.