Selbstkontrolle, alles halb so schlimm?

„Warum hast Du denn Deine Songlist nicht freigegeben?“
Gute Frage, ist ja nix verwerfliches dabei…
„Warum hast Du denn Deine Bücherliste nicht freigegeben? Ist Dir peinlich oder was?“
naja…
„Warum hast Du denn Deine Kontaktliste nicht freigegeben?“
Also das ist ja wohl klar, oder?
Verdammt, genau die Frage hab ich neulich einem Freund in Xing gestellt. Ist ja schliesslich ein Netzwerk, das zu genau diesem Zweck gemacht ist. Kontakte. Dummerweise ist das genau sein Job, Kontakte herstellen, und dann was davon haben. Klar also, dass er seine Kontakte nicht freigibt.
Jetzt haben wir sie also wieder, unsere 2 Probleme:
– Das Netzwerk verlangt alles, damit es funktioniert
– Ich darf nicht, damit ich funktioniere

Das social network akzeptiert nicht, dass wir uns auf unsere privatsphäre berufen, denn dann funktioniert es nicht. Bei Musik funktioniert das noch sehr gut, bei Texten wirds schon schwieriger.
Dumm ist nur, dass der Druck des social networking immer grösser wird, die Akzeptanz des ’nicht freigeben‘ schwindet.
Wird also der Druck des Kapitalistischen, das ja alles regeln wird, dafür sorgen, dass eine gewisse Geheimhaltung zurückkommen wird?
Glaub ich nicht. Derjene, der bislang sein Brot aus der Vermittlung von Kontakten holt, wird sich was neues suchen müssen. Dafür wird die Community ihren Privatzoll bekommen. Der Verweigerer fällt aus dem Netz, ist unsocial. Asozial bekommt eine neue Bedeutung.
Bin gespannt, wie diese Gruppe ‚asozialer‘ Netzuser ihre Revolution hinkriegt.
Es bleibt aufregend.

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Eine Antwort zu Selbstkontrolle, alles halb so schlimm?

  1. VonKorf sagt:

    Es ist interessant, daß Du immer wieder um dieses Thema kreist. Ich glaube, ich erwähnte bereits, daß eine Inszenierung des Düsseldorfer Jugendtheaters der schönen neuen Welt von Aldous Huxley genau das thematisiert: nur zu existieren, wenn man im Netzwerk eingebunden ist, und sich verdächtig zu machen, wenn man nicht alles preisgibt.
    Bei den Anklang Parties ist der Umschwung schon zu merken. Wir drucken keine Flyer mehr, alles läuft über myspace und studiVZ, und die Parties sind immer voll. Fotos und statements zu den Veranstaltungen müssen gleich am nächsten Tag ins Netz. Holladiho!
    Ich beobachte das recht amüsiert, am Prinzip hätt ich gar nichts auszusetzen, wenn die Plattformen bloß nicht Firmen gehören würden. Gibt es eigentlich schon open source Alternativen?

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