Lange bin ich dieser Stadt schon treu geblieben und meistens bin ich hier auch recht zufrieden. Nur manchmal gibt es Momente, da hämmern die Offiziellen der Stadt mir mit der Wucht eines Vize – Boxniedersachsenmeisters die Erinnerung in den Schädel: „Dies hier ist zweite – äh – höchstens dritte Klasse. Wie Du diese Stadt siehst, ist nur ein kleines Fenster, daß Du Dir selbst erarbeitet hast. Wir hier oben sehen unsere Stadt ganz anders. Wir möchten sicherstellen, daß sie provinziell bleibt. Leute sollen hier einkaufen, aber denken soll bitteschön keiner.“
„Petersdömchen“, „Weltstädtchen“, am Hegertor hängt ein Banner „Brandenburger Törchen“. Hat jemals jemand Osnabrück lächerlicher präsentiert? – Stimmt, da war ja noch die Sache mit „ich komm zum Glück aus Osnabrück“. Auf Radio RST (Radio Steinfurt) gab es angeblich folgenden Kommentar: „Hätten die Osnabrücker das Geld für diese Aktion in den Mittellandkanal geworfen, hätten sie es wenigstens plumpsen hören “
Und ist „herrlich ehrlich“ wohl das Lebensmotto der Leute, die diese Kampagne zu verantworten haben? Man darf vermuten, es gilt eher der Grundsatz der Werbewirtschaft, behaupte möglichst laut immer das Gegenteil von dem, was Fakt ist. Wie fühlt es sich an, wenn jemand „herrlich ehrlich“ ist? Ich habe das noch nicht erlebt. Schenkt einem jemand mit irrem Leuchten in den erweiterten Pupillen ohne Pause unverlangte Ehrlichkeiten ein?
„Ihr Bauantrag wurde abgewiesen, weil wir an der Stelle die Straße für einen Grünstreifen verbreitern wollen. Der Cousin des Fachbereichsleiters ist Landschaftsgärtner und braucht dringend Aufträge.“
„Sie sahen früher mal besser aus.“
„Wissen Sie, wir wollen eigentlich gar keine Kunstprojekte fördern. Bringen Sie uns was Buntes mit großem Namen dahinter, das uns nichts kostet, da setzen wir dann gerne groß unser Logo drauf.“
In so einer Stadt würde ich gerne leben.