Bits + Pieces ist mein neuer Radiocast zu Popmusik und Gesellschaft. Irgendwo zwischen Popmusikforschung, Musikwissenschaft und Kritik. In der heutigen Episode geht es um Gender in Rock- und Popssongs und um Musiker*innen auf ihrem langen Weg in die Rockmusik. Sie schreiben darüber in Autobiographien und Fan-Literatur, und man hört es in der Musik. Um das deutlich zu machen, mache ich in dieser Episode ein formales Experiment: Die Lieder werden zu Paaren zusammengestellt und hintereinander gespielt, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ihnen besonders gut hörbar zu machen.
Liste der gespielten Lieder:
- Jace Everett – Bad Things
- Honeyhoney – Thin Line
- James Brown „It´s a man´s man´s man´s world“
- Joan Jett and the Blackhearts „I love Rock´n Roll“
- Nicole – Ein bißchen Frieden
- Gunter Gabriel – Hey Boß, ich brauch mehr Geld
- Patti Smith – Birdland
- Viv Albertine – Confessions of a Milf
- Alien Sex Fiend – I walk the Line
- Diamanda Galas – Double Barrel Prayer
- Yoko Ono – Mindweaver
- Hole – Violet
- Lisa Germano – Happiness
- Gudrun Gut – Musik
Manuskript der Sendung
Hallo und herzlich Willkommen! Ihr hört die erste Folge des radiocasts bits and pieces, ein radiocast zu Popmusik und Gesellschaft. Mein Name ist Holger Schwetter und wir weren heute mal ein Schlaglicht auf das Thema Gender in Pop- und Rockmusik werfen. Das ist ein Thema, mit dem kann man bändeweise Bücher füllen, ich werde heute mal einen lockeren Einstieg wagen, indem ich einige Dinge präsentiere, die mir in der letzten Zeit aufgefallen sind. Dabei wird es insbesondere um den Weg von Frauen in die Rockmusik gehen.
Nun ist nicht alle Musik offensichtlich gegendert, in vielen Songs geht es nicht explizit um Rollenmodelle, aber steckt vielleicht auch etwas im Klang, im Sound der Pop- und Rockmusik?
Ich werde zum Einstieg zwei ziemlich aktuelle Songs hintereinander weg spielen, die das Thema ausgehen bearbeiten. Sprich, abends um die Häuser und durch die Kneipen ziehen und vielleicht auch jemanden kennenlernen, den Mann oder Frau attraktiv findet. Dazu habe ich zwei Songs ausgesucht, die das Thema aus der Perspektive eines Mannes und einer Frau behandeln. Das kann ich gleich vorwegschicken: es wird in dieser Folge nur um heterosexuelle Rollenmodelle für Männer und Frauen gehen. Das soll niemanden ausschließen. Diese vorherrschenden Modellen bieten genügend Stoff, um ins Thema einzusteigen.
Die zwei Lieder, die ich ausgesucht habe, kommen aus den USA, aus dem Genrebereich Alternative Country. Der erste ist von Jace Everett aus Nashville aus dem Jahr 2006. Er heisst Bad Things und wurde als Titelsong für die Vampirserie True Blood ausgewählt. Anschließend hören wir von dem Duo honeyhoney aus Los Angeles von Song Thin Line. Er stammt von dem Album Billy Jack aus dem Jahr 2011.
1) Jace Everett – Bad Things (2006)
Der Song ist das Titelstück der Vampir-Fernsehserie True Blood.
2) honeyhoney – Thin Line (2011, von dem Album Billy Jack)
Im ersten Song steckt ja eine richtig kitschige Repräsentation von Männlichkeit. Die Stimme ist ganz nah, sie flüstert der imaginierten Hörerin ins Ohr „I wanna do bad things with you“. Der Sound der Aufnahmen ist voll und rund, die Band marschiert zielsicher nach vorne. Hier gibt es keine Selbstzweifel. Dieser Mann weiß, was er tun will, und der Sound verrät uns: er wird es tun. Er wird die Frau, die er erpäht hat, ansprechen.
Ganz anders kommt Thin Line daher. Hier ist eine Frau nachts unterwegs und sie singt
„I want Whisky when I´m sick / and a man when I´m well
but it´s nice to have them both some time / when I feel like raising hell“
Aber der Sound ist dünner, prekärer, und sie versichert einem imaginären, vermutlich männlichen Gegenüber:
so don´t try to save me / I´m getting used to walking on a thin line“
Für diese Frau ist es ein Risiko, auzugehen, und nicht nur das, ihr ganzes Leben steht auf der Kippe. „It´s getting hard these days to play your cards right.“
Zitat aus Rock Frauen von Brigitte Rohkohl (*1946), 1979
Sie schreibt über ihre eigene musikalischen Erfahrungen in ihrer Jugend Ende der 1960er Jahre:
Zitat S. 9 Abs. 1 – 4
Für Brigitte Rohkohl ist es eine große Leistung, eine Grenzüberschreitung, alleine tanzen zu gehen. Sie befreit sich ein Stück durch tanzen zur Musik von James Brown. Paradoxerweise singt dieser über die „men´s world“, in der Frauen eben nichts zu sagen haben. Auf Paradoxien wie diese müssen wir uns beim Thema Gender und Popmusik einstellen. Die Befreiung wird hier über den Groove und den Sound ermöglicht und nicht über den Text.
Brigitte Rohkohl schreibt weiter, dass gerade die gesellschaftlichen Konventionen, die Mädchen sollt en ruhig und brav sein und zuhause bleiben, Rockmusik so männlich machen.
Zitat S.17 Abs. 5
3) James Brown „It´s a man´s man´s man´s world“ (1966) geschrieben von Betty Jean Newsome und James Brown
4) Joan Jett and the Blackhearts „I love Rock´n Roll“ (1981) vom gleichnamingen Debut Album. Joan Jett, *1958, Gitarristin, Soongschreiberin und Sängerin. 12 Jahre jünger als Brigitte Rohkohl
Sie singt davon, als Frau einen süßen Teenagerjungen aufzureißen. Im Vergleich zu den bereits gespielten Songs wird deutlich, wie revolutionär ein solcher Song ist.
Kaja Silverman schreibt 1988 in Bezug auf Frauenrollen Hollywood-Kino:
„Woman’s words are shown to be even less her own than are her “looks.” They are scripted for her, extracted from her by an external agency, or uttered by her in a trancelike state… Even when she speaks without apparent coercion, she is always spoken from the place of the sexual other.“
Diese Praxis, dass Worte, die aus den Mündern von Frauen kommen, oft von Männern geschrieben wurden und ihren Blick auf die Frau repräsentieren, lässt sich auch in Musikindustrie übertragen. Viele Sängerinnen singen Texte, die von Männern geschrieben wurden, zu einer Musik, die von Männern produziert wurde.
Exemplarisch dafür kann die Gewinnerin des Eurovision Song Contest 1982, Nicole mit ein bißchen Frieden. Der Text stammt von Bernd Meinunger, Norbert Daum und Ralph Siegel, die Musik von Ralph Siegel. Ralph Siegel war in den 1970er und 1980er Jahren ein sehr erfolgreicher bundesdeutscher Musikproduzent, er produzierte unter anderem die Disco-schlagergruppe Dchinghis Khan. Das Produzenten sich Musikprojekte ausdenken, und dafür Musiker*innen suchen und die Lieder schreiben, ist ein seit Jahrzehnten in der Musikindustrie bewährtes Verfahren. Dabei werden nicht nur Frauenstereotype reproduziert, alles mögliche wird imaginiert und nachgespielt. Im Fall von Dschinghis Khan ist es ein Abziehbild der Exotik, herhalten mussten in diesem Fall die Mongolen. Aber als Musikproduzenten sind vor allem Männer tätig. Daher ist das fremdbestimmte Frauenbild in derartigen Produkten leider ein alltägliches Phänomen.
Hören wir nun
5) Nicole – Ein bißchen Frieden (1982)
Nicole war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung 17.
Und womit kann man das kontrastieren? Wenn wir schon beim deutschen Schlager sind, vielleicht mit einem Männerbild aus dieser Zeit, wieder geschrieben von einem Mann, aber diesmal vom Sänger höchstpersönlich. Als Mann kann er das, denn als Mann steht er für das Bild vom einfachen Arbeiter, der die Dinge selbst in die Hand nimmt. Gunter Gabriel mit „Hey Boß, ich brauch mehr Geld“.
6) Gunter Gabriel – Hey Boß, ich brauch mehr Geld (1974)
Bruno Wolf, der Charakter in diesem Song, ist selbstbewusst. Er arbeitet hart und leistet einen großen Beitrag für seine Firma, und das weiß er auch. Er ist mutig, denn er sagt auch den Mächtigen seine Meinung und fordert, ganz ohne Rückhalt von Kollegen und Kolleginnen eine Gehaltserhöhung.
Bruno Wolf, das klingt nach Bär und Wolf, nach einem Einzelkämpfer, bei dem man sich als Frau anlehnen kann, und der selbstverständlich das Haupteinkommen für seine Familie nach Hause bringt, wo eine undankbare Frau, die wegen Krankheit ihren Teilzeitjob aufgeben musste, auf ihn wartet.
Trotzdem ist Bruno bescheiden und weiß, wo sein Platz in der Gesellschaft ist. Er fährt mit dem Fahrrad zur Arbeit, lebt vermutlich in einer kleinen Mietwohnung und macht erst dann den Mund auf, wenn sein proletarischer Lebensstil gefährdet ist. Ansonsten macht er seine Probleme mit sich selbst bei einem Bier aus. Nie würde ihm in den Sinn kommen, die Verhältnisse grundlegend in Frage zu stellen.
Der Instrumentierung und der Klang des Liedes ist an US-amerikanische Countrymusik angelehnt: Schlagzeug, Bass, Akustikgitarre und E-Gitarre. Sie halten einen Rhythmus, der alle Viertelschläge gleichmäßig betont. Diese Musik schreitet entschlossen voran.Hinzu tritt ein Frauenchor, der Bruno´s Geschichte und seine Forderungen unterstützt.
Bruno repräsentiert einen konservativen Arbeiter als Einzelkämpfer, der vermutlich CDU wählt, denn sich zusammenschließen und gemeinsam für Klasseninteressen kämpfen, ist seine Sache nicht.
Bruno weiß, wo sein Platz ist, und Nicole? Sie ist nur ein Mädchen, das sagt, was es fühlt. Sie identifiziert sich mit Blumen und Puppen, dazu spielen Gei gen und Harfen in einem sanften Klangbild ohne Ecken und Kanten. Obwohl Nicole beim singen auf der Fernsehbühne Gitarre spielt, hören wir diese ihre eigene Aktivität kaum. Das passt zum Text, denn dort stellt sie sich als passiv dar: Sie hat Angst vor der Dunkelheit und ist hilflos, und sie identifiziert sich mit Blumen und Puppen. Sie ist bescheiden, dann sie will von all dem, worüber sie singt, nur „ein bißchen“. Und für dieses bißchen kämpft sie nicht, denn das gehört sich nicht für ein Mädchen: sie wünscht es sich bloß, und zwar lediglich in einem „kleinen Lied“. Hier werden alle klassischen Tugenden des bürgerlichen Mädchens präsentiert: Bescheidenheit, Höflichkeit, Passivität, Häuslichkeit. Ihr eigenes Tun bleibt schön im Hintergrund. Statt der Gitarre, die sie in der Hand hält, bilden Akkorde vom Klavier, des klassischen Instruments für die Tochter, die Harmonien des Songs ab. Von hier bis auf die Bühnen der Rockmusik ist es wirklich ein weiter Weg.
Von diesem Weg schreibt auf sehr eindringliche Weise Viv Albertine, Gitarristin der englischen Frauenpunkband The Slits, zu deutsch, die Schlitze, anschließend Hausfrau und Mutter und seit einigen Jahren wieder als Musikerin und zudem als Schriftstellerin tätig. Sie schreibt nicht nur von dem langen Weg, den es brauchte, bis sie überhaupt auf die Idee kam, dass sie als Mädchen auch E-Gitarre spielen könnte. Heute singt sie sie davon, wie es ist, Hausfrau und Mutter zu sein. Eine Rolle, die sonst so gut wie unhörbar ist.
Wir hören nun Viv Albertine mit Confessions of a a milf von ihrem 2012er Album The Vermillion Border.
7) Viv Albertine – Confessions of a Milf (2012)
Vorher Anschließend spiele ich, weil sie für viele Frauen und Musikerinnen so wichtig ist, ein Stück von Patti Smith aus ihrem Debutalbum Horses von 1975. Viv Albertine beschreibt das Hören dieser Schallplatte als das Erlebnis, das sie dazu bringt, Musikerin zu werden: Endlich eine Sängerin, die nicht das Stereotyp des sanften Mädchens bedient, die sich über das Format des Popsongs hinwegsetzt, endlose Gedankenströme in mäandernden Liedern manifestiert und die auch richtig laut wird.
8) Patti Smith – Birdland
Viv Albertine´s Bekenntnisse einer Mutter und Hausfrau beginnt mit einer Aufreihung und Regeln und Warnungen für ihre Rolle: was zu beachten und was zu vermeiden ist, z.B. aus einem romantischen Anfall heraus mit einem anderen Mann abzuhauen. Die Stimme der Sängerin wird beinahe von der Musik geschluckt, es ist ein Gesang kurz vor dem Untergang. Hier wird Live zu Wife, das Leben auf die Mutterrolle reduziert. Eine Erzählung von Entfremdung und übermächtigen Erwartungen. Schließlich bekennt die Erzählerin: Ich hasse mein perfektes Zuhause.
Birdland wirkt nicht wie ein Song, es gibt keine Strophe Refrain Struktur. Zwar werden auch mal Worte oder Zeilen wiederholt oder anders herausgestellt, aber irgendwie wandert die Musik von einem Zustand in einen Nächsten. Patti Smiths Stimme schwebt über der Musik, und die Musiker folgen aufmerksam ihrer Volten schlagenden Expressivität. Patti Smith sagt, Musik und Text seien frei improvisiert und inspiriert von der Autobiographie von Peter Reich, Sohn von Wilhelm Reich. Patti Smith nutzt seine Geschichte, um ihr eigenes Verhältnis zur Gesellschaft zu bearbeiten: I am not human. In einem Interview schildert sie, dass sie sich als Kind wie eine Außerirdische fühlte, weil sie ganz anders war als die Menschen in ihrer Umgebung.
In den späten 1970er und 80er Jahre, besonders nach Punk, ändert sich viel in der Musikwelt. Plötzlich gibt es selbstbewusste Musikerinnen, die gar nicht mehr nett und höflich klingen: Nina Hagen, Lene Lovich, Siouxie Sioux, Danielle Dax, Diamanda Galas, um nur einige zu nennen. Und sie erscheinen nicht mehr nur Sängerinnen, sondern auch als Instrumentalistinnen.
Als Beispiele habe ich zunächst Alien Sex Fiend mitgebracht, ein 1982 in London gegründetes Duo bestehend aus dem Ehepaar Mr. Und Mrs. Fiend. Sie treten mit weiteren, wechselnden Musiker*innen auf. Die Musik ist düster, ein Mix aus New Wave und Industrial. Mr. Fiend singt und Mrs. Fiend baut die Musik mit Synthesizern und Drumcomputer. Was mir besonders auffällt, ist, dass auch ihre Songs etwas improvisiertes haben. Es gibt einen Text und einen groben Ablauf, aber die Abläufe sind nicht immer vorhersehbar, Spuren werden von Mrs. Fiend an- und ausgeschaltet, die Aufnahmen wirken manchmal wie sehr dynamische Sessions. Wir hören den Song I walk the Line von 1986. Wie bei Thin Line geht es hier um ein Leben auf der Kippe, aber der männliche Protagonist schlittert unaufhaltsam der Katastrophe entgegen.
Spätestens seit Punk ist es für Männer legitim, in Popmusik vom eigenen Scheitern, von Zweifeln und Selbstzweifeln zu erzählen. Einzelne Sänger wie Johnny Cash und Tom Waits haben das auch vorher schon sehr erfolgreich getan. Kündet die legitime Möglichkeit, auch von Schwäche zu erzählen, von einem neuen Rollenverständnis für Männer? Zunächst einmal ist das Scheitern ja nur die Schattenseite der Erzählung vom Mann als Macher. Das der Scheinwerfer nun darauf gerichtet wird, welchen Druck und welche Verletzungen das anrichten kann, kann Veränderungen möglicherweise vorbereiten. Nik Fiend jedenfalls singt von einem dropout, der keinerlei Ambitionen verspürt, zu funktionieren, der sich für verdorben hält, und der der Maxime „live fast, die young“ folgt.
Aus Kalifornien stammt die griechisch-amerikanische Sängerin, Pianistin und Performancekünstlerin Diamanda Galas. Ab Mitte der 1980er Jahre beschäftigt sie sich mit der AIDS-Epidemie, von der viele Menschen in ihrem Umfeld betroffen sind. Unter anderem produziert sie dazu eine Trilogie von drei Schallplatten. Aus der letzten hören den Song Double Barrel Prayer. In beiden Songs von Alien Sex Fiend und Diamanda Galas kann man hören, dass eine Ästhetik der Negativität in den 80ern neue klangliche und inhaltliche Räume eröffnet hat.
9) Alien Sex Fiend – I walk the Line (1986)
10) Diamanda Galas – Double Barrel Prayer
Diamanda Galas bearbeitet auf hier Gospel und Gebete. Double Barrel Prayer, das doppelläufige Gebet verbindet zwei gegenläufige Texte: einen über Hundewesen, die kommen, um bestimmte Menschen zu jagen, und einen Zweiten, das Gloria aus der Messe, in dem Gott um Hilfe gebeten wird. Am Ende folgert die Sängerin: Man muss Gott helfen, indem man selbst die Waffe in die Hand nimmt und abdrückt. In diesem Lied ist alles Wut und Anklage.
Eine ehemalige Punkerin, die ich vor zwei Jahren für ein Forschungsprojekt interviewt habe, erzählte mir, dass auch in der Bremer Punkszene Frauen oft als „die Freundin von…“ wahrgenommen wurden. „die Freundin von…“, wir hatten das vorhin schonmal bei dem Song It´s a Man´s World. Dieses Etikett wird immer wieder Musikerinnen angeheftet. Von Zweien, die das schon lange ertragen müssen, hören wir jetzt Musik. Die eine ist Yoko Ono, die andere Courtney Love. Und weil ich es tun kann, drehe ich die Erzählperspektive mal um und erzähle etwas von ihren Freunden. Yoko Ono´s Song Mindweaver handelt von einem Mann, der nur als Stimme präsent ist, und er stammt von dem Album, dass sie nach dem Tod ihres Freundes aufgenommen hat. In den Liner Notes der Schallplatte schreibt sie, dass er trotzdem bei den Aufnahmen für die Schallplatte präsent war und sogar mitgewirkt habe. Courtney Love´s Freund hat sich genau zur Veröffentlichung der zweiten LP ihrer Band Hole das Leben genommen. Es gibt Stimmen, die sagen, genau deshalb sei das Album viel zu wenig in der Musikpresse behandelt worden, andere sagen, nur deswegen sei das Album überhaupt erfolgreich geworden. Von diesem Album namens Live Through This hören wir anschießend das Stück Beide Musikerinnen sind wegen ihrer Freunde umstritten und eines kann man definitiv sagen: In den vor allem von Männern geführten Expertendiskussionen zu Popmusik „Die Freundin von“ zu sein, hat von ihrem kreativen Schaffen stark abgelenkt. Deshalb keine weiteren Worte dazu, sondern ihre Musik.
11) Yoko Ono – Mindweaver (1981)
12) Hole – Violet (1994)
Irgendwie hat sich zum Ende der Sendung immer mehr das Thema Tod in die Sendung geschlichen. Vielleicht liegt es nur daran, dass ich düstere Musik auch von Musikerinnen mag. Vielleicht war es für manche Musikerin aber auch ein Befreiungsschlag, nicht nur öffentlich aggressiv zu sein, wie Brigitte Rohkohl meint, sondern auch traurig oder einfach nur schlecht gelaunt. Aber so wollen wir diesen ersten bits and pieces radiocast nicht beenden. Oder doch? Zum Abschluss gibt es noch ein Doppel mit Indie-Musikerinnen aus den USA und aus Deutschland, genauer gesagt aus Berlin. Den Anfang macht Lisa Germano mit einem Stück von ihrer Lp Happiness aus dem Jahr 1994. Die habe ich erst neulich beim stöbern im Second Hand Schallplattenladen Fundament in Osnabrück entdeckt. Happinees. Geht doch, könnte man meinen, endlich schöne Musik. Leider ist der Titel wohl ironisch gemeint. Schon das Cover ist desorientierend. Schriftzeilen in verschiedenen Ausrichtungen, wo hier oben und unten ist, ist nicht zu sagen. Wir hören das Titelstück Happiness. Den Abschluss des heutigen Bits and Pieces radiocast macht dann Gudrun Gut mit einem Stück namens Musik von ihrem aktuellen Album „Moment“. Gudrun Gut ist seit den 1980er Jahren als Musikerin aktiv, zuerst mit der Band Malaria und mittlerweile ein Fels in der Berliner Musikszene, als Musikerin, DJ und Inhaberin der Plattenfirma Monika Enterprise. Ihr Song Musik zeigt mit viel Humor, worum es ihrer Meinung nach beim Thema Musik gehen kann.
Dies war heute ein erstes Schlaglicht auf das Thema Gender und Musik. Natürlich habe ich jede Menge Aspekte ausgelassen, auslassen müssen. Es gibt viel mehr dazu zu sagen und zu hören. Auf irgendeine Art steckt Gender in aller Musik drin, die wir machen und hören. Ich hoffe, dass ich dafür ein wenig sensibilisieren konnte. Wer mein ein Feedback geben möchte, tue das per Email an bitsandpieces at rekord minus musik d e oder über die üblichen social media Kanäle. Am Sicherstne erreicht ihr mich aber über Email.