„Teilen – und dann? Kostenlose Musikdistribution, Selbstmanagement und Urheberrecht“ lautet der Titel meiner im Herbst 2015 veröffentlichten Doktorarbeit. Die Promotion wurde im Rahmen des Promotionskollegs „Die Produktivität von Kultur“, Leitung Vinzenz Hediger (Goethe-Universität Frankfurt/Main) durchgeführt und durch ein Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung finanziert. Betreut wurde die Arbeit von Jan Hemming (Universität Kassel). Ich bedanke mich an dieser Stelle herzlich für die viele Unterstützung und das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde.
Ob dieses Vertrauen gerechtfertigt war, kann jede/r nun selbst überprüfen. Das Buch wurde beim Verlag Kassel University Press unter Open Access veröffentlicht, das Buch ist in gedruckter Form im Handel für 32,- € erhältlich. Das pdf gibt es auf der Webseite des Verlags kostenfrei zum Download, und auch hier weiter unten auf dieser Seite. Diese Arbeit wurde (wie ein Großteil der Forschung in Deutschland) mit öffentlichen Geldern finanziert; die Resultate sollen der Öffentlichkeit daher auch unentgeldlich zur Verfügung stehen. Die Nutzungslizenz des Buches ist CC-BY-SA 3.0.
Download: Schwetter, Holger: Teilen – und dann?
Zum Inhalt: Auf der Grundlage einer historischen und theoretischen Perspektivierung des Selbstmanagements von Musikern untersucht der empirische Teil dieser Studie erstmals die momentane Praxis von Musikern in Deutschland und den USA. Dabei werden vor allem die Anwendung des Urheberrechts und die Nutzung von Creative Commons Lizenzen in den Blick genommen.
Das Buch analysiert Theorien zu Open Source und freier Kultur, zu digitalen Märkten und Kreativwirtschaft im Hinblick auf die jeweils leitenden Handlungsmodelle und Zukunftsszenarien. Es rekonstruiert die Einrichtung des Lizenzierungsinstruments Creative Commons in genealogischer Perspektive und fragt nach den Erwerbsperspektiven von Nutzern einer Kreativ-Allmende am Musikmarkt.
Im empirischen Teil untersucht die Studie das Selbstmanagement von Musikern im Hinblick auf das Urheberrecht und die Möglichkeiten der Monetarisierung von Musik und ordnet die entsprechenden Praktiken in ein allgemeines Modell popkulturellen Erfolgs am Musikmarkt ein. Dabei zeigt sich, dass unterschiedliche strukturelle Rahmenbedingungen andere Praktiken ermöglichen und dass viele Musiker auf der Basis von Halbwissen agieren. Insgesamt haben sich die Erwerbsperspektiven und die Möglichkeiten der Markterschließung unter den Bedingungen der digitalen Netzwerkkommunikation nicht notwendigerweise verbessert. Besonders in Bezug auf das Marketing bleiben alte Marktstrukturen oft erhalten und können nur teilweise durch virale Strategien unterlaufen oder modifiziert werden.
In einer weiterhin von leichtfertiger Innovationseuphorie und medienutopistischen Leitgedanken geprägten Debatte leistet diese ebenso kritische wie substanzielle Studie einen unverzichtbaren Diskussionsbeitrag.