Am Samstag hatte die Dreigroschenoper in den hiesigen Städtischen Bühnen Osnabrück Premiere. Auch wer sonst nicht ins Theater geht, ich kann nur sagen: hingehen!
In der Inszenierung herrscht eine großartige emotionale Leere, gerade weil jede Menge geschrien, gepöbelt und moralisch geredet wird. Die Leere erinnert mich an Hippie Businessmen, an koksende, sich alternativ gebende Feier- und Arbeitskreise, wo alle immer so nett sind, daß schließlich alles völlig banal wird. Mehr oder weniger schnell merkt man, hier dreht sich alles nur um´s Geld und um´s cooler sein weil man besser klar kommt. Mackie Messer und sein Mob haben so eine Maskerade nicht nötig. Sie gehen in ihrer eigenen Sinnlosigkeit einfach auf, nur der Spendengeschäftsmann Peachum muß ständig die Moral bemühen und seine Redlichkeit betonen, damit das Spiel weitergeht.
In dieser Oper gibt es keine Helden, nur kleine, moderne Menschen, die um ihren Vorteil kämpfen. Die Trostlosigkeit wird hier blossgelegt und mit der Lupe betrachtet. Man mag verzweifeln und sich fragen, ob jede humanistische Redlichkeit im modernen Kessel dazu verflucht ist, irgendwann zu einer Selbsttäuschung und bloßer Rechtfertigung zu verkommen. Das geradeaus-Arschloch Mackie ist einem hier jedenfalls der sympathischste der Unsympathen, aber auch der kaputteste Typ.