Neulich war ich auf dem Gisbert zu Knyphausen Konzert in Osnabrück. 600 Leute, ausverkauft. Er werde ja auch ziemlich gehypt, hiess es. SAT1, Spiegel online, etc. Interessant jedenfalls war das Publikum gemischt. Teenager, jede Menge normal aussehende Erwachsene und Studenten und immer wieder zwischendrin Ältere wie ich und hoch bis ins Rentenalter. Das sieht man nicht oft. Und es gab sehr gepflegte Musik zu hören. Musik, in der man baden kann mit einer Band, die auch die leisen Töne beherrscht, die jedes Geräusch genau passend setzt. Wer ganz weit unten verweilen kann, hat einen langen Weg bis zum Lärm und den haben sie genutzt. Sehr schön.
Und das neue Album? Die mp3s von „Hurra! Hurra! So nicht.“ sind mit der Kategorie:Pop getaggt. Wer Pop heißt, muss über Liebe singen, so hab ich es gelernt. Und so ist hier die Liebe die einzige Rettung vor der Tristesse des Ich. Der Andere als Anker. Lyrische Momente werden durch bewusst schludrige Alltagsfloskeln abgelöst, Plattitüden und Nichtigkeiten wechseln mit halbherzigen Phantasien vom Aufstand, aber man bleibt sitzen, man würde sonst die Chips verschütten.
Das ist die Verbrüderungsmetaphorik, die dafür sorgt, daß Viele zu Knyphausen´s Musik ja sagen können, und die sie leider auch manchmal ein bißchen billig macht.
„Hurra! Hurra! So nicht.“ hat im Klang viel mit Countrymusik zu tun. Sie hat einen ähnlich warmen und kuscheligen Grundton. Country bietet Verbrüderungsmomente für eine Gesellschaft, deren Individuen vereinzelt in ständiger Konkurrenz und Unsicherheit leben. Geschichten vom Scheitern, die trösten. Das Gisbert zu Knyphausen so gut ankommt, könnte ein Symptom sein.