Zum Thema Kolonialismus und Ausbeutung gibt es ja immer wieder interessante Projekte. Christian Hornsleth realisiert grad ein solches unter dem Titel „we want to help you, but we want to own you!„. 108 Bewohner eines Dorfes in Uganda lassen ihren Nachnamen in Hornsleth ändern, Fotos von ihren Pässen verkauft Christian Hornsleth als Kunstwerke. Die neuen Hornleths werden für die Namensänderung mit Vieh bezahlt.
Ich weiß nicht, wie es in Uganda läuft, aber in Südafrika ist es so, daß jeder Farbige zwei Namen hat. Den, den sein Stamm ihm gibt und einen sogenannten „colonial name“. Der colonial name wurde eingeführt, weil die Weißen die afrikanischen Namen nicht aussprechen können oder wollen oder meinten, ein Stück weitere schwarze Identität abschaffen zu können.
Wenn man auf dem Dorf lebt, hat man vielleicht keine so enge Beziehung zu seinem colonial name und es fällt leichter, ihn zu verkaufen. Aber das ist nur eine Vermutung meinerseits. Wenn Menschen ihren Namen ändern, ist das ein massiver Eingriff in ihre Persönlichkeitsrechte, auf der symbolischen Ebene ähnlich bleibend wie die Tätowierungen, die Santiago Sierra auf dem Rücken sechs junger Kubaner hat machen lassen. Sie bekamen dafür 10 Dollar.
Interessante Sache. Eine Rumänische Studentin wird für 8 Euro eine deutsche Wohnung putzen, ein junger Kubaner wird für 10 euro seinen Rücken opfern, eine Irakerin wird Ihre Familie verlieren um Demokratie in Ihrem Land zu fördern. Kunst darf natürlich alles tun, aber muss sie das? Ist es notwendig, sich in diese Methodik einzureihen, um uns etwas zu verdeutlichen, was wir eigentlich längst wissen? Ist die Zielgruppe dieser Kunst so unreflektiert, dass sie dieser Aufklärung bedarf? Oder ist diese Art Aktion gar Politik und doch nicht Kunst? Vielleicht auch das Bedürfnis, sich ein Gefühl von Macht zu verschaffen, dass den schleppenden Verkauf der letzten Bilder kompensiert?
Verflixt, ich glaub, diese Fragen sind suggestiv…